Die Teilnehmer David, Frankie, Oskar,
Paul, Stefan und Walter trafen sich im
Direktzug von Wien nach Gutenstein mit
Abfahrt Wien Hbf 08:37, Meidling 08:43.
Ganz direkt war der Zug dann doch nicht,
denn ab Wöllersdorf gab es
Schienenersatzverkehr. Die
Stationsbezeichnung der Haltestelle Miesenbach
b.Pernitz-Waidmannsfeld Bahnhst [in
Reichental] ist elendslang und
ebenso verwirrend wie die
Gemeindeverhältnisse. Miesenbach ist
eine weitläufige Gemeinde mit vielen
Ortsteilen, der namensgebende Miesenbach
entspringt an der Dürren Wand und
mündet in die Piesting. Waidmannsfeld
ist eine Ortschaft, 2½ Kilometer von der
Haltestelle entfernt, und eine eigene
Gemeinde. Die Haltestelle liegt im Ort
Reichental, der weder zur Gemeinde
Miesenbach noch zur Gemeinde
Waidmannsfeld gehört, sondern zur
Gemeinde Waldegg. Da bei der Anreise die
Frage auftauchte, in welcher Gegend man
heute eigentlich wandern würde: es sind
die Gutensteiner Alpen,
zu denen auch die Hohe Wand
gehört und an die im Norden, getrennt
durch die Triesting, der Wienerwald
angrenzt.
Die Ankunft an der
Haltestelle Miesenbach (401m) erfolgte um
10:20 und es ging ein Stück an der
Piesting entlang nach Westen, dann
aufsteigend durch den Wald und durch
Wiesen nach Waidmannsfeld (495m). Die
Landschaft war recht hübsch und der
letzten Tour im Wiesenwienerwald
ähnlich: Hügel, viele Wiesen, ein paar
Bauernhöfe und dazwischen etwas Wald.
Das Wetter war fürs Wandern ideal: mit
Temperaturen um 15° nicht allzu warm,
sonnig, oft wolkenlos. Als kleine
Draufgabe wurde der Waidmannsfelder
Kirchbichl bestiegen und die Pfarrkirche Mariae
Himmelfahrt besichtigt. Andere
Kirchenbesucher hielten die Männer auf
Touren für eine Pilgergruppe, so fromm
war ihr Auftreten. Weiter ging es
aufsteigend, dann wieder absteigend nach
Balbersdorf, wobei im absteigenden Teil
ein unmarkierter Güterweg als
Abschneider benutzt wurde. So wurde der
Michlwirt umgangen ein Besuch
hätte eh nichts gebracht, denn dort war
geschlossene Gesellschaft, wie man auf
einem Schild in Balbersdorf lesen konnte.
Die Balbersteine
waren mit Wegweiser angeschrieben und der
Aufstieg erfolgte am nördlichen, blau
markierten Zweig. Das war ein steiler
Fußpfad, der zu einer imposanten
Felswand führte. Ein Aufstieg durch eine
Schlucht mit erdigem Boden wurde durch
ein Seil erleichtert und man konnte die
Wanderung mit etwas Armmuskeltraining
verbinden. Schließlich wurde das
Highlight der Balbersteine erreicht: eine
Felsbrücke, von der aus man schöne
Aussicht hatte. Der Weiterweg war eine
nette Kammwanderung, wobei man die eine
oder andere Felskuppe besteigen konnte,
dann ging es durch ein Waldstück zu
einer weiteren Felswand mit weiteren
Schluchten, bis schließlich um 13 Uhr
der höchste Punkt der Balbersteine, der Mühlstein
(750m) erreicht wurde. Die Besteigung des
Gipfels bedeutete noch ein paar Meter
Kletterei, wozu nur vier der sechs
Teilnehmer Lust hatten. Oben gab es ein
Gipfelkreuz und schöne Aussicht. Ein
guter Platz für eine Jausenpause.
Der Abstieg vom
Mühlstein am markierten Weg in den
Balbergraben wäre ein ziemlicher Umweg
mit Höhenverlust gewesen, daher erfolgte
der Abstieg auf einem unmarkierten
Fußweg über einen grenzwertig steilen
Hang mit Laub, Erde und ein paar
Felsbrocken zur Wiese östlich des
Mühlsteins und von dort auf einem
Güterweg zur asphaltierten Straße. Bei
der Kapelle am Kreuzstein wurde der
Panoramaweg in südliche Richtung
eingeschlagen. In der Siedlung Auf
der Höh saß vor einer Haustür ein
schwarzer Hund, der die Männer auf
Touren erst anbellte, dann auf die
Straße kam und sie beschnupperte.
Offenbar fand er sie sympathisch, denn er
schloss sich an. Bei der Waclawek-Kapelle
wurde der westliche Zweig des
Miesenbacher Panoramawegs gewählt, der
zur Scheuchensteinklamm führte. Der
schwarze Hund war immer noch dabei und
Versuche, ihn durch Gesten oder Rufe zum
Umkehren zu bewegen, ignorierte er
gelassen. Der Weg durch die Klamm war
wegen Steinschlaggefahr gesperrt, was
Beratungen erforderte. Beschlossen wurde,
die Wegsperre zu ignorieren, da die
Asphaltstraße als Alternative wenig
attraktiv erschien. Das war auch nicht
verkehrt, denn der Weg durch die Klamm
ist sehr hübsch, mit Stufen, Stegen und
Geländern bequem zu gehen und Stein kam
keiner herunter. Man konnte sich im
Bächlein die Hände waschen und der Hund
konnte Wasser schlabbern.
Genau im Zeitplan liegend
wurden um 14:45 Scheuchenstein und das
Gasthaus Kirchenwirt Perger
(556m) erreicht. Im Gastgarten waren
Tische frei, das war sehr angenehm. An
einem Tisch saßen zwei Männer, von
denen einer beim Eintreffen der Gruppe
bemerkte "der schaut aus wie der
Charly". Wir teilten ihm mit, dass
der Hund einfach mitgelaufen sei, da
kannte er sich schon aus und rief den
Besitzer an. Wenig später wurde Charly
abgeholt. Es war offenbar nicht das erste
Mal, dass er mit irgendwem ins Gasthaus
ging. Das Essen beim Kirchenwirt war gut,
die Bedienung freundlich. Kurz nach 16
Uhr erfolgte der Aufbruch.
Der Weiterweg nach Süden
Richtung Rastkreuzsattel
(868m) war zwar markiert, man musste aber
gut aufpassen, um die manchmal etwas
dezenten Hinweise nicht zu übersehen.
Die Scheimhitt'n wurde um 17:20
erreicht. Dort feierte eine Gruppe junger
Männer Polterabend. Die Musik war für
eine Berghütte etwas ungewöhnlich, der
Bräutigam trug ein Mädchenkleid und
versuchte, Fotos seiner Person gegen
freie Spenden zu verkaufen. Die
Wandergruppe gönnte sich ein Getränk,
ehe sie sich an den Abstieg nach
Grünbach machte. Der Bergmann-Steig
führte am kürzesten Weg steil, aber
ohne Schwierigkeiten, zur Haltestelle
Grünbach Schule (587m), wo die Wanderung
um 18:20 endete. Um 18:47 kam der Zug
nach Wiener Neustadt, mit dem Cityjet
ging es weiter nach Wien.
Diese abwechslungsreiche
Tour durch Gauermanns Heimat
hatte eine Streckenlänge von 17
Kilometer, 950 Höhenmeter, Gehzeit gut 6
Stunden.