Männer auf Touren

 
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Sonntag, 2. November 2014

Otter
Burg Wartenstein - Schlagl - Schanzkapelle - Kleiner Otter - Mittelotter -
Großer Otter - Gh. Kummerbauerstadl - Göstritz - Maria Schutz

  Typisches Herbstwetter mit Nebel im Flachland und Sonne auf den Bergen war prognostiziert. Um dem Sonnenschein zu begegnen, machten sich Frankie, Friedrich, Herbert, Igo, Joachim, Peter, Richard, Roland, Thomas und Wolfgang auf den Weg von Wien nach Schlagl, wo sie nach 1½stündiger Fahrzeit mit Regionalzug und 12 Minuten Bus um 09:42 eintrafen. Die Nebelgrenze wurde schon während der Busfahrt durchbrochen und die Wanderung startete bei Sonnenschein vor der Burg Wartenstein (760m). Die erste Etappe führte auf einem Wiesenweg nach Schlagl, wobei man schon eine nette Aussicht hatte. Durch den Ort ging es westwärts an den letzten Bauernhäusern vorbei zur Schanzkapelle (970m). Es war warm und die oberen Bekleidungsschichten wanderten nach und nach in den Rucksack.

Nach kurzer Rast ging es an den Aufstieg zum kleinen Otter, wobei der Weg erst gefunden werden musste. Nach einer Beschreibung im Forum Gipfeltreffen sollte es eine unschwierige Route entlang der Bezirksgrenze geben. Vielleicht hätte man gleich bei der Schanzkapelle eine Abzweigung versuchen sollen, dort sah der Wald jedoch eher dicht aus und das flache Gelände bot wenig Orientierung. Daher ging man ein Stück am markierten Wanderweg Richtung Kummerbauerstadl und erst als links ein deutlicher Bergrücken erkennbar wurde, erfolgte der Aufstieg. Dieser war anfangs etwas undurchsichtig und verwachsen, weiter oben aber lichter und problemlos. Zeitweise gab es immer wieder Andeutungen von Fußspuren, die sich dann aber auch wieder verloren. Nach rechts fiel das Gelände steil und felsig in den Göstritzgraben ab, am Rücken selbst gab es keine Klettererfordernisse. Von Zwischenhöhen aus boten sich immer wieder schöne Ausblicke auf Rax und Schneeberg.

Nach mehr als einstündigem Aufstieg durch steilen Wald war die Erleichterung groß, als um 12:10 die sonnenbeschienene Gipfelwiese des Kleinen Otter (1327m) erreicht wurde. Sie bot einen vorzüglichen Rastplatz, solange man sich nicht zu nah am Ameisenhaufen neben dem Gipfelkreuz plazierte. Das Gipfelkreuz en miniature war an einem toten Baum montiert und erst auf den zweiten Blick zu sehen. Vom Tal hörte man das Läuten von Kuhglocken. Nur widerwillig verließen die Männer nach 20 Minuten Rast das idyllische Plätzchen, jedoch gab es eine Vorreservierung im Gasthaus für 14 Uhr und es war absehbar, dass der Zeitplan eng werden würde. Der Abstieg erfolgte nach Osten, zunächst ohne deutliche Wegspur, bald stieß man wieder auf Markierungen der Bezirksgrenze und gelangte ohne größere Probleme in den Sattel (ca. 1250m). Der Aufstieg auf den Mittelotter (1297m) war kurz und schmerzlos, manche konnten es gar nicht fassen, dass schon der zweite Otter-Gipfel erreicht war. Das Gipfelkreuz war eine Nuance größer als am Kleinen Otter und in die Erde gesteckt. Aufgrund der Geländeneigung und der Lichtverhältnisse war es nicht ganz einfach, ein Gruppenfoto hinzukriegen, aber die Fotografen meisterten auch diese Herausforderung.

Beim Abstieg gelang es offenbar nicht, die Ideallinie nach Osten zu finden. Überall sah der Wald dicht aus und Wegspuren waren nicht zu sehen. Über verwachsene und rutschige Steilhänge mühte sich die Gruppe bergab, bis sie auf eine Wegspur traf. Bald danach war der Sattel (ca. 1230m) erreicht. Knapp unterhalb verlief ein alter Forstweg und bot die Möglichkeit einer Abkürzung. Diese Option zogen Friedrich, Peter, Roland, Thomas und Wolfgang vor, sie erreichten den Kummerbauerstadl um 13:50.

Die andere Hälfte blieb auf dem Fußpfad und gelangte zu einer hübschen Almwiese, an deren nordöstlichem Ende ein bequemer Trampelpfad auf den Großen Otter (1358m) führte. Seine baumlose Kuppe bot eine phantastische Aussicht auf ein Nebelmeer, aus dem nur die Berge herausragten. Die Fernsicht war brilliant. Man sah sogar ein Zipferl der Hohen Veitsch, natürlich Schneealpe, Rax und Schneeberg, durch das Höllental hindurch den Türnitzer Höger und im Süden den Hochwechsel. Ein Amateurfunker hatte seine Antenne am Gipfelkreuz aufgespannt und unterhielt die weite Welt sowie die Umstehenden mit seinen Funksprüchen ("Hello, I am a bissl confused"). Um 13:55 hieß es Abschied nehmen von der traumhaften Aussicht und nach 40 Minuten problemlosem Abstieg auf einem Güterweg erreichte auch die Berggruppe den Gasthof Kummerbauerstadl (1079m). Das Essen war vorzüglich und die Portionen waren groß. Freundliche Bedienung und günstige Preise rundeten den guten Eindruck ab. Kein Wunder, dass das Lokal gut besucht war.

Nachdem alle gegessen hatten, konnten die weiteren Pläne besprochen werden. Der Bus in Göstritz um 16:10 war nicht mehr zu erreichen, bis zum nächsten Bus zwei Stunden später blieb hingegen noch sehr viel Zeit. Unter diesen Umständen schien Maria Schutz als Ziel doch attraktiver. Die kürzeste Wegvariante am Fuß des Sonnwendsteins wurde verworfen, denn schon beim Aufstieg auf den Kleinen Otter hatte man gesehen, dass hier eine neue Asphaltstraße gebaut worden war - vermutlich im Zusammenhang mit den Bauarbeiten für den Semmeringtunnel. Die weiteste Gehvariante über die Schanzkapelle fand wenig Anhänger, somit wurde eine mittlere Variante auserkoren.

Nach Aufbruch um 15:40 führte der Weg über einen unmarkierten, jedoch sehr bequemen Güterweg am Fuß des Kleinen Otter auf Göstritz zu. Die Sonne war hinter den Bergen verschwunden, in Abstiegsrichtung gab es beeindruckende Aussichten auf die Rax im Schein der Abendsonne, und sogar die hässliche Autobahnbrücke konnte über dem Nebel schwebend einen Reiz darstellen. Bei der Straßenquerung in Göstritz dämmerte es, beim Eintreffen in Maria Schutz um 17:10 war es dunkel und die erleuchteten Fenster des Kirchenwirts übten sogleich magische Anziehungskraft aus. Dort gab es Klosterkrapfen und Kaffee.

Das Angebot der gut gelaunten Kellnerin, die Gäste mit ihrem Auto heimzubringen, wollte dann doch niemand annehmen, und so standen um 18:08 alle bei der Bushaltestelle direkt vor dem Lokal. Der Bus kam mit zwei Minuten Verspätung, der Fahrer war der gleiche wie am Morgen und begrüßte die Männer mit einem verwunderten "Was machts'n ihr no do?"

Resümee: ein lohnender Aussichtsberg, Prachtwetter und ein gutes Gasthaus - alle Komponenten einer gelungenen Tour trafen hier zusammen. Das Ausmaß der Verirrungen war in Anbetracht der großteils nicht vorhandenen Markierungen und Wege gering. Streckenlänge ca. 15km, 750 Höhenmeter, Gehzeit abzüglich Pausen 5 Stunden.

 

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