Männer auf Touren

 
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Sonntag, 20. Juni 2010

Fischauer Berge
Winzendorf - Engelsberg - Größenberg - Eisensteinhöhle - Brunn - Bad Fischau

  Die Wanderer sind unberechenbar. Bei schlechterem Wetter gab es schon mehr als 20 Teilnehmer. Vermutlich war diesmal den meisten das Zielgebiet zu wenig alpin, oder sie saßen vor dem Fernseher und schauten Fußball oder hatten sich von der schwedischen Hochzeit noch nicht erholt. Denn um 08:35 fuhren in Meidling gerade mal 9 Mann los. In Wiener Neustadt kamen noch 2 Mann Verstärkung dazu, sie waren feudal im EC voraus gefahren. Um 09:52 stiegen Alois, Christian, Emil, Frankie, Igo, Rainer, Roland, Steven, Thomas, Walter und Wolfgang in Winzendorf  (327m) aus dem DESIRO, um die Fischauer Berge in Angriff zu nehmen.

Erst ein Stück parallel zum Hang, ging es dann nach 10 Minuten langsam bergauf. Kein Regen, aber auch keine Sonne. Die Luftfeuchtigkeit war hoch und nach Erreichen  des Kammes blies uns starker Wind von der Hohen Wand entgegen. Wir umrundeten den Engelsberg und landeten schließlich um 10:47 beim Engelsberger Geotop.

Der Ausblick auf das Steinfeld und die Randberge war wegen des Wetters eher bescheiden. Aber Rosalia und Bucklige Welt konnten wir doch ausnehmen. Das Geotop ist einer der vielen aufgelassenen Steinbrüche die u.a. Material für die Ringstrassenbauten und die Wienflussregulierung lieferten. Und der Marmor, der gar kein Marmor ist, wurde charmant mit Fischauer Wurstmarmor bezeichnet, weil er nach dem Schliff wie eine aufgeschnittene Blutwurst oder Haussulz aussieht.  Gruppenfoto mit Selbstauslöser. Wie Emil und Igo im Laufschritt, nach Einstellung der Kameras, zur Gruppe rannten, hatte etwas von einem Hüttenspiel. Die vielen Quader, die herumlagen, machten das Selbstauslösen leicht.

Um 11:00 zogen wir weiter. Ein Stück den gleichen Weg zurück und dann auf den Größenberg (605m), dessen Kuppe mit dem Steilabfall Richtung Neue Welt wir nach ½ Stunde erreicht hatten. Bisserl Müsliriegel, etwas Gemüse und Flüssigkeit und Aussicht genießen. Trotz Wind hielten wir es ¼ Stündchen aus und gingen dann 5 Minuten zum etwas tiefer liegenden Gipfelkreuz. Dort war auch das Gipfelbuch. Eintragen war schnell gemacht, aber Walter und Steven vertieften sich in die bisherigen Eintragungen: „Schau, der war schon öfter heroben!“, „das ist ein ganz Kreativer“, „Jössas, der ist ja 3 x die Woche da!“ u.s.w.

Die Lesung endete knapp nach zwölf und der Abstieg begann. Der Föhrenwald bot Schutz vor dem Wind, aber die Nadeln am Boden luden zum Ausrutschen ein, trotzdem hat es keinen hingehauen. Um 13:00 waren wir bei der Eisensteinhöhle (407m). An sich wäre das auch der vereinbarte Besichtigungstermin gewesen, aber kollektiver Hunger zwang zum Essen und Trinken im Schutzhaus unter den Bäumen. Über die Größe der Portionen brauchen wir in N.Ö. nicht viel diskutieren. Die Schnitzel waren übereinander am Teller geschichtet.

Erst um 14:40 bewegten wir uns die paar Meter zum Kostümverleih der Höhle, um in Overalls, Gummistiefel und gelbe Schutzhelme mit Lampen gekleidet zu werden. Das dauerte etwas, und außerdem mussten ja alle noch fotografiert werden.

Eisensteinhöhle: Link 1, Link 2

Wann der Einstieg in die Höhle begann, ist mir nicht mehr klar, aber einmal drinnen, ging es fast nur gebückt und einmal sogar kriechend weiter. Aufrecht konnte man nur an einigen Stellen stehen,  gehen nie. Über Stiegen und Leitern 75 m hinunter zur tiefsten zugänglichen Stelle, die in der Seehöhe von Bad Fischau liegt. Unser Führer wartete immer, bis alle beisammen waren und gab Informationen über die Höhle, die von einigen minderjährigen Knaben entdeckt und auch als erste erforscht wurde. In der Tiefe ist ein Wassertümpel, von dem bis heute nicht bekannt ist, wohin das Wasser fließt. Versuche mit Färben brachten kein Ergebnis. Es kommt nirgendwo heraus, wird also vermutlich in den Tiefen des Steinfeldes versickern. Interessant auch, dass Fledermäuse hier, wie in fast allen Höhlen, ihr Winterquartier haben, viele Arten aber vom Aussterben bedroht sind, weil sie nicht mehr genügend Reviere für den Sommer finden. Etwas Fledermausdreck (Bat-Shit?) konnte man immer wieder sehen, oder sich auch hinein setzen. Bei 100% Luftfeuchtigkeit  waren die Hände bald schmierig. Der Haut tat es aber sicher gut.  Und der Perlsinter wird auch Popcornsinter genannt. Den Namen hat die Höhle übrigens von Baron Eisenstein, einem Besitzer des Gebietes, und hat mit dem Panzerkreuzer Potemkin nichts zu tun.

Um 16:05 erblickten wir wieder das Licht der Welt. Die Wiedergeburt wurde von einigen mit üppigen hausgemachten Mehlspeisen gefeiert. Overalls und Stiefel ablegen und um 16:50 Abmarsch nach Brunn, wo wir den Teich besichtigten und dann nach Bad Fischau weiter wanderten. Dort zogen alle frech ins Bad um eine Besichtigung zu machen. Keine Badegäste, aber dafür ein nacktes Paar mittleren Alters aus der Sauna. Die M.a.T. standen wie Möwen,  die den Schnabel kollektiv gegen den Wind halten, und glotzten alle hin. Und das vor der warmen Thermalquelle.

Um 17:50 waren wir schließlich beim Bahnhof. Abfahrt um 18:15 nach Wiener Neustadt und weiter nach Wien.(Meidling 19:22). Die meisten fuhren noch in den 3. Bezirk, um die Ausstellung von Helmuts Arbeiten zu besuchen.

Mit einer reinen Gehzeit von 3 ¼ Stunden plus 1 Stunde Höhlenkriechen und 278m Höhe plus 75m im Berg wohl kaum eine alpinistische Großtat, aber die Höhle forderte alle Muskelgruppen, was den Fitnessfaktor gewaltig hochtrieb.

 
Und gequatscht wurde wieder in allen Lebenslagen:
„Es wird viel zu wenig kontrolliert!“   -   Fahrrad : Öffis = 1 : 0    -   gibt’s bei  der U-Bahn auch Kurzstrecken?   -    die Wiener Bezirke und ihre Teile: „nein Leopoldau ist im 21.!“   -   Blaufränkisch, Zweigelt und die österreichischen Weinregionen   -    „in der Volksschule mussten wir die Haltestellen der Stadtbahn lernen“  -   teure Küchen-Sonderangebote „ich hab mir ein Eisenregal aus dem Keller geholt“   -   die Rosen im Volksgarten, in Baden und am Donaukanal „da gibt’s ja nur 2 Sträucher!“   -   „Jöhhhh! Der Alois hat neue rote Schuhe! Können die auch fliegen?“  „Bei dem Preis sollten sie das!“   -   „die Schneekoppe ist in Polen und nicht in Tschechien“ (weder noch: sie ist ein Grenzberg!)   -   Vor- und Nachteile von Verbundglas, weil die Folien dazwischen schneller altern, als das Glas   -   Mannerschnitten sind rosa verpackt, aber das Logo ist der Stephansdom      -   wird die Dekommerzialisierung der Karlsplatzpassage  die Drogenszene wirklich beeinflussen?   -    „sind wir bald wieder draußen?“   -   „wem ist denn das mit der Höhle eingefallen?“   -   dazwischen kreierten wir noch einen pikanten Müsliriegel bestehend aus Kichererbsenmehl, getrockneten Oliven, Tomaten, Chili und feinen Gewürzen („ja Ingwer!“ „Tofu passt weniger!“ „Nein Kapernbeeren nicht, die matschen dann so.“). Es ergab eine dürre Mischung aus Ciabatta und Bruschetta   -   und im Zug gaben Roland und Steven noch Anschauungsunterricht über 1000 Arten eine Bandera zu wickeln!.
 
Das Wetter hat gepasst, denn es blieb den ganzen Tag trocken. Und die Höhle war ein echter Knaller! Wenn auch noch soviel gemeckert wurde.



Weitere Tourenberichte und Bilder können über die Chronik aufgerufen werden.

 

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