Männer auf Touren

 
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Samstag 13. und Sonntag 14. Juli 2013

Naturpark Ötscher-Tormäuer
Puchenstuben - Trefflingfall - Trübenbach - Rauher Kamm - Ötscher -
Ötschergräben - Hintere Tormäuer - Gösing

  Um 08:10 waren nur Gerd und Frankie am Bahnsteig der Mariazellerbahn in St. Pölten, wobei Gerd mit Sonnenbrille und Bärtchen so verändert schien, dass Frankie ihn erst erkannte, als er einen halben Meter vor ihm stand. Ein paar Minuten vor der Abfahrt um 08:30 kamen die anderen: 2 Alfreds, Christian, Javier, Martin, 2 Matthias und Oliver. Zu zehnt trat man also im Ötscherbär die ruckelige, zwei Stunden dauernde Fahrt nach Puchenstuben (804m) an. Dort stieß Friedrich dazu, der mit dem Auto gekommen war. Mit Zugverspätung, Begrüßung und ein wenig Herumstehen wurde es 10:40, bis zum Abmarsch gerufen wurde.

Um den Kreislauf nach dem langen Sitzen in Schwung zu bringen, ging es gleich einmal steil bergauf durch den Ort und der Anschilderung Trefflingfall / Ötscherbankerl folgend auf netten Waldwegen über den Südhang des Mäuerlbergs (ca. 890m) und dann, eine große Wiese querend, zur Straße nach Sulzbichl (616m). Es war nun ziemlich genau Mittag, aber mehr als sehnsüchtige Blicke konnten dem Gasthaus und der Jausenstation am Eingang zum Trefflingfall nicht gewidmet werden, denn streckenmäßig war noch zu wenig geleistet. Weiter bergab auf einem gut angelegten Steig neben dem Trefflingfall, der viel Wasser führte und mit Getöse über mehrere Stufen stürzte. Eine durchaus lohnende Etappe, nur schade wegen der verlorenen Höhenmeter. Unten im Tal der Erlauf (474m) ging es auf schönen Wegen dem Fluss entlang Richtung Trübenbach und nach Querung über eine Brücke zum Naturdenkmal Teufelskirche - einem turmartigen, unterhöhlten Felsen. Das Wetter war prächtig: teils sonnig, teils wolkig bei angenehmen Temperaturen. Der bequeme Weg verleitete zum gedankenlosen Dahinmarschieren und es war nicht einfach, Anfang und Ende der Gruppe an Kreuzungen beisammen zu halten.

Im Gasthaus zur Alten Schule gab es um 13:30 endlich eine Gelegenheit zu Einkehr und Rast. Dem Gebäude sah man den Schulcharakter an, das Fräulein Lehrerin nahm Bestellungen auf. ("Wenn, dann müssts jetzt bstellen, weil wenn i einmal drin bin, kumm i länger nimma.") Das Essen dauerte eine Weile, schmeckte aber allen gut. Die beabsichtigte Ötscher-Besteigung erzeugte einen gewissen Zeitdruck. Friedrich und Matthias blieben in der Schule sitzen, denn sie hatten sich für die Eintagesvariante entschieden, die Zeit für einen Nachtisch ließ. Anschließend waren sie aber auch nicht faul, denn sie wählten nicht die kürzere Variante nach Gösing, sondern wanderten weiter zum Erlaufboden und durch die Hinteren Tormäuer bis Wienerbruck, wo sie - entgegen ihrer eigenen Prognosen - ganz locker den Zug um 17:15 erwischten.

Die Aufsteiger brachen um 14:30 auf zu einem Marsch, der gnadenlos steil durch den Wald bergauf führte. Das anfangs forsche Tempo konnte auf Dauer nicht von allen durchgehalten werden, sodass sich die 9-Personen-Gruppe in mehrere Tempo-Grüppchen auflöste. Der Weg durch den Wald bot wenig Aussicht, die stehende Luft war sehr transpirationsfördernd, die Konversation erstarb im Keuchen und zur Abwechslung gab es ein paar rutschige Passagen mit lehmigem Gatsch. Um 15:45 war die Abzweigung Bärenlacken (948m) erreicht, wo der Ötscher mit 3 Stunden angeschrieben war. Das war beruhigend, denn somit standen die Chancen gut, das Schutzhaus vor 20 Uhr zu erreichen. Um 17 Uhr war man am Beginn des Rauhen Kamms (1533m). Hier wurde eine Pause eingelegt, um die Gruppe zu sammeln. Der Anblick war schon recht ehrfurchtgebietend. ("Meine Mutter hat immer gesagt: 'Geh bloß nie über den Rauhen Kamm!'")

Wer einfache Kraxeleien dieser Art mochte, der konnte sich freuen, dass der Genuss nicht so schnell vorüber war, denn der Aufstieg dauerte gut eine Stunde und entschädigte mit grandiose Felslandschaften und Aussichten für die zweieinhalb Stunden eintönigen Waldaufstiegs davor. Der unversicherte Steig war fürsorglich markiert und im Detail immer problemlos machbar, auch wenn es aus der Ferne oft schwieriger aussah. Hinter den Männern auf Touren stieg eine Gruppe auf, die aufgrund ihres (schlechten) Wanderführers einen einfachen Wanderweg erwartet hatte und angesichts der Kletterstellen von einem Entsetzen ins nächste fiel. Zum Glück fiel niemand hinunter.

Je nach Tempo war der Ausstieg auf die flache Wiese des Vorgipfels (ca. 1840m) zwischen 18:15 und 18:45 erreicht. Eine Windjacke war nun erforderlich, jedoch war es nicht sehr kalt. Bergdohlen umkreisten den Gipfel und stürzten sich wieder in die Tiefe hinab. Auf der Wiese Alpenblumen in den knalligsten Farben. Stille bis auf den Wind. Fernsicht zwar nicht glasklar, aber trotzdem herrlich.

Eine Vorgruppe marschierte zügig weiter zum Ötscherhaus, um die Ankunft der Gruppe zu vermelden und den Anspruch auf die reservierten Zimmer zu sichern. Der Rest ging es gemächlicher an. Weiter zum Ötschergipfel (1893m), und dann bergab zum Ötscherschutzhaus (1418m). Landschaftlich sehr schön, aber aufgrund der langsam einsetzenden Ermüdung und der zerklüfteten, aus der Erde ragenden Felsen etwas mühsam. ("Warum hat man die Hütte nicht auf den Gipfel gebaut, das ist ja sonst auch so?") Aus dem tief unten liegenden Lackenhof trug der Wind Fetzen von Blasmusik in die Höhe.

Ankunft im Ötscherhaus zwischen 19:30 und 20:30. Den Nachzüglern schallte gleich die Nachricht entgegen: "Beeilt euch, die Küche sperrt gleich zu!" Trotzdem bekamen alle etwas zu Essen. An Entgegenkommen mangelte es der Küche also nicht, an Nährwert auch nicht, aber Auswahl und Zubereitung waren doch deutlich auf schnelle Massenabfertigung ausgelegt. Es waren auch jede Menge Leute in der ausgebuchten Hütte, manche mit viel Gaudi und Gegröle. Das Essen wurde im Schein der Abendsonne auf den Bänken vor der Hütte eingenommen, dann ging die Sonne hinter entfernten Wolken unter und es wurde draußen zu kalt. Zwar wurde in der Gaststube noch ein großer Tisch in Beschlag genommen, voll wurde er aber nicht mehr, denn die ersten zog es gleich nach dem Essen ins Bett. Es gab eine Etagendusche - sogar mit warmem Wasser, aber natürlich dauern besetzt. So viel Geduld brachte nicht jeder auf.

Christian und Oliver schliefen im Zweibettzimmer. Matthias, der sich später angemeldete hatte, schlief "irgendwo". Dass er in der Früh neben jemandem wach wurde, an den er sich nicht erinnern konnte, stellte kein Problem für ihn dar. Am turbulentesten ging es im Sechsbettzimmer zu, in dem der Rest untergebracht war. Einer schrie, ein anderer redete im Schlaf und nicht wenige schnarchten - möglicherweise körperliche und seelische Nachwirkungen der Ötscher-Besteigung. Um 05:30 schlug der Fluch der Technik zu und ein Handy-Alarm ging los, weil jemand vergessen hatte, die Weckerfunktion abzustellen. Gleich mehrere sprangen aus den Betten um nachzusehen, ob es ihr Handy sei. Kein Wunder also, dass nach diesen Störungen mehr Zeit zur Abdeckung der Schlafbedürfnisse nötig war und die letzten erst um 8 Uhr früh aus dem Bett kamen.

Klassisches Frühstücksbuffet mit Brot, Butter, Marmelade, Käse und Wurst; Heißwasserkanne, Nescafe und viele Teesorten. Nicht geizig. Während des Frühstücks wurde die Zimmerliste ausgefüllt - irrtümlicherweise doppelt und mindestens einer fälschte sein Geburtsdatum - viel Zusatzarbeit für den US-Geheimdienst, falls er seine Fühler auch auf Berghütten ausstreckt. Das Tagesprogramm für Sonntag gebot keine Eile, daher erfolgte der Abmarsch leger um 09:45. Bergab ging es auf Güterwegen und Waldpfaden über den Riffelsattel Richtung Ötschergräben. Ehe der Fußweg hinab in das Tal des Ötscherbachs abzweigte, gab es an einer großen Wiese noch einen schönen Blick auf den Ötscher von Süden. Um 11:30 war der Schleierfall erreicht.

Die Ötschergräben - den meisten wohlbekannt - boten eine zauberhafte Kulisse von Fels und Wasser. Das Wetter war wie am Vortag halb wolkig, halb sonnig und perfekt zum Wandern. Auf schmalen Wegen ging es oberhalb des Bachs dahin - zwar ohne Schwierigkeiten, aber achtgeben hieß es trotzdem, besonders bei Gegenverkehr. Der wurde immer zahlreicher und bei der Jausenstation Ötscherhias konzentierten sich die Menschenmassen. Anscheinend war an diesem schönen Tag so ziemlich jeder in den Ötschergräben, denn drei Teilnehmer trafen unterwegs alte Bekannte. Um 14:15 gab es an der Abzweigung (622m) die Wahl zwischen einer kürzeren Variante nach Wienerbruck (angeschrieben mit 50 Minuten) und einer längeren über die Hinteren Tormäuer nach Gösing (angeschrieben mit 2½ Stunden). Vier entschieden sich für Wienerbruck (795m), in der Hoffnung, dass um 15:15 ein Zug fahren würde. Sicher war das nicht, denn in den Tourenunterlagen gab es nur einen Fahrplanausdruck ab 16 Uhr.

Die anderen fünf schlugen den Weg durch die Hinteren Tormäuer ein. Die Schlucht mit hohen Felswänden war sehenswert und der Weg angenehm zu gehen. Vom Erlaufboden (540m) ging es dann noch einmal steil hinauf nach Gösing (891m). Ohne sonderlich Tempo gemacht zu haben, war man fast eine Stunde vor der erwarteten Zeit beim schönen Alpenhotel Gösing und der Zug um 16:28 ging sich ganz locker aus. Davor konnte man sich noch auf der Bahnhofstoilette mit kaltem Wasser frisch machen und auf der Bank vor dem Bahnhof in praller Sonne mit Ötscherblick trocknen lassen. Der Blick von hier zeigte den Rauhen Kamm sozusagen frontal, nämlich aus Nordost.

Im Zug gab es ein Wiedersehen mit dem Rest der Gruppe, denn zwischen 14:15 und 16:15 war von Wienerbruck kein Zug gefahren. Trotz 10minütiger Verspätung in Gösing kam der Ötscherbär ziemlich pünktlich in St. Pölten an. Dort stand noch der etwas verspätete ÖBB-IC nach Wien am Gleis, der vom Großteil der Gruppe hektisch bestiegen wurde. Frankie und Javier fuhren 20 Minuten später mit der Westbahn.

Resümee: Eine traumhafte Wanderung durch eine der schönsten Landschaften Niederösterreichs mit zahlreichen Highlights. Dass die Tour ohne Verirrungen und - von einer Schramme am Bein abgesehen - ohne Verletzungen verlaufen ist, verdient auch Erwähnung.

Tourenstatistik Strecke Strecke
km
Aufstieg
hm
Abstieg
hm
Gehzeit
h
Samstag Eintagestour Puchenstuben - Trefflingfall - Trübenbach - Erlaufboden - Hintere Tormäuer - Wienerbruck 20 410 420 5
Ötscher Puchenstuben - Trefflingfall - Trübenbach - Ötscher - Ötscherhaus 20 1510 900 7½–8½
Sonntag Variante Wienerbruck Ötscherhaus - Ötschergräben - Wienerbruck 15 180 800
Variante Gösing Ötscherhaus - Ötschergräben - Hintere Tormäuer - Gösing 20 370 900

Weitere Tourenberichte und Bilder können über die Chronik aufgerufen werden.

 

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