Männer auf Touren

 
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Sonntag 4.November 2007

Hoher Hengst
Puchberg - Schneebergdörfl - Mieseltal - Kaltwassersattel - Hengsthütte - Puchberg

    Mit dabei: Frankie, Friedrich, Peter, Rainer und Roland

Wenn ich richtig liege, war Halloween am Mittwoch. Kein Grund also, am Sonntag noch schlapp zu sein. Wo seid Ihr denn alle gewesen? Dieser Tag gehörte sichtlich "Männern in Betten" statt "Männern auf Touren".

Um 8.20 schlichen bloß Roland und ich durch die tote Halle des Südbahnhofes und wir begannen uns mit einem lockeren Zweier anzufreunden, aber dann kam Frankie pünktlich auf die Minute und kurz nach ihm noch Friedrich und Peter. Für die Tour hatte er sogar auf die Lektüre der Wochenendzeitungen verzichtet. Werner gab uns ebenfalls die Ehre, aber bloß um uns mitzuteilen, dass er nicht mitkäme. Wenn's schon beim Aufwachen regnet mag er nicht.
Danke, macht nix, denn so konnten wir das "Einfach raus Ticket" voll nützen.

Abfahrt 8.38 mit R2209 nach Wiener Neustadt. Diesmal im Untergeschoß. Hat sich aber nicht gelohnt. Man sah nur vereinzelt dicke Knie unter Röcken auf den Bahnsteigen.

An Wiener Neustadt um 9.24 und Weiterfahrt 9.36 mit EZ6451 (hört auf den klingenden Namen "Schneebergland"). Genügend Zeit zum Umsteigen; für Frankie und mich ging sich auch noch eine Rauchpause aus. Um 10.23 Ankunft in Puchberg und gleich los. Mein Puls war schon beim Abmarsch auf 107. Wer oder was mich so aufgeregt hat, weiß ich nicht. Frankie hat nämlich während der Höger Tour gemeint, ich könnte einmal Pulsuhr mit Brustgurt mitnehmen, das wäre ganz interessant. Vorsorglich hatte ich aber alles auf "stumm" geschaltet um die Bergwacht nicht zu irritieren.

Beim Abmarsch regnete es leicht und außerhalb von Puchberg bekamen wir auch noch starken Wind zu spüren. Sehr unangenehm, denn er kam frontal vom Schneeberg und peitschte uns in die Gesichter. Daher gab es gleich nach 18 Minuten eine Pause, weil Peter die Regenhose überzog. Nicht weil er zimperlich ist, aber er meinte, der Regen würde dann aufhören. Unser Weg ging durch Hengstberg bis Knöpflitz wo wir erstmals in Ratlosigkeit verfielen, denn die Pfeile gingen für unsere Begriffe in die falsche Richtung. Zwei Frauen erbarmten sich unser. Die Fahrerin hatte keine Ahnung wo das Mieseltal ist, aber ihre Begleiterin hatte dafür sofort kapiert wohin wir wollten (zumindest heute) und uns präzise den Weg erklärt. Danke und schönen Tag noch!

Weiter durch das Schneebergdörfl. Wir hatten bereits 1 Stunde hinter uns und Peter zog die Regenhose wieder aus - es hatte tatsächlich zu regnen aufgehört. Bei der Feuerwehr bogen wir links (ich meine natürlich südlich) ab und zogen über schöne Weiden zum immer enger werdenden Mieseltal.

Abgesehen davon, dass die Markierung sehr schwach war und die richtige Wegwahl erschwerte, möchte ich festhalten, dass die letzten 450 Meter Höhendifferenz nur auf einem steilen und steinigen Weg zu überwinden sind. Kein Wunder, dass die Tour als "wenig bekannt" beschrieben wird. Es begegneten uns auch nur 5 Wanderer. Peter, Roland und ich bildeten abwechselnd die Schlusslichter. Nur Frankie und Friedrich zogen weg wie Bambi. Kunststück, beide hatten keine Rucksäcke zu tragen. Das bringt mich auf die Frage: was ist gescheiter, ein für alle Wetterwechsel gefüllter Rucksack mit Proviant, das ich nicht esse, oder ein kleines Semmerl in der linken und ein Tetra-Pak-Safterl in der rechten Jackentasche? Dafür, dass ich auch Sonnenbrillen gegen Schneeblindheit mit hatte, geniere ich mich nicht. Roland hatte sogar Sonnencreme dabei. Es gab weder Sonne noch Schnee.

Der Wind wurde zum Sturm, was die erfahrenen Wanderer sofort mit der Nähe des Kaltwasser-Sattels in Verbindung brachten. Mein Puls hatte beim Anstieg die 170 erreicht und nach 2 Stunden 35 Minuten waren wir um ca. 13 Uhr oben. Wir hatten 737 Meter Höhendifferenz überwunden.

Kurze Beratung, ob und wie es auf den Gipfel des Hohen Hengstes weiterginge. Der erste Versuch schlug fehl und landete irgendwo in der Lawinenverbauung für die Zahnradbahn, und den zweiten Weg, der auf den Karten eingezeichnet ist, fanden wir nicht. Markierungen und Wegweiser auf den Gipfel gibt es keine, also haben wir den Hohen Hengst nicht bestiegen (denkt was Ihr wollt) und uns weitere 128 Meter an Höhe erspart. Lohnend wäre es ohnehin nicht gewesen, denn schon am Kaltwassersattel umzogen uns Nebelschwaden und Schneeregen, aber unser Ehrgeiz wurde nicht befriedigt. Weiter entlang der Bahn in die offensichtlich frisch renovierte Stube der Hengsthütte (1012m), die wir nach insgesamt 3 Stunden Gehzeit um etwa 13.45 erreichten und wo wir unseren Frust mit Bier, Radler, Apfelsaft g'spritzt und Tee ertränkten und dazu sehr gut gegessen haben. Kaspressknödelsuppe, Kasnocken, Schnitzel und Hirschgulasch.

Abmarsch um 15.15 immer entlang der Bahn bis Puchberg. Roland war von appetitlichen kleinen, dunklen, schön glänzenden Beeren angetan. Für Liguster zu groß (davon gab es nämlich 10 m weiter eine Staude) und für Tollkirschen stimmte es auch nicht ganz, aber unsere Pflanzenkenner von der Höger-Tour hatten uns ja leider im Stich gelassen.

Um 16.20 Uhr erreichten wir den Bahnhof. Perfekt, denn um 16.35 ging der "Schneebergland" wieder nach Wiener Neustadt.

Die reine Gehzeit war 4 Stunden und 32 Minuten, mein Maximalpuls 177 und der Durchschnitt 138 (in der Hütte hatte ich bitte abgeschaltet) und mein Energieverbrauch waren 3.222 kCal (davon 25 % Fettanteil). Das schafften die "Männer in Betten" mit wildesten Verrenkungen nicht.

Frankie und Peter dösten im Zug bis Grünbach vor sich hin. Dann ging es nicht mehr, weil sich der Waggon mit Wanderern von der Hohen Wand füllte.Um 17.22 an Wiener Neustadt, und Ratlosigkeit, denn es gab keinen für uns benutzbaren Zug nach Wien auf der Anzeigentafel. Seit die Bahn viele Züge durch Wien weiterführt, ist das nicht mehr so einfach. Vor allem dann nicht, wenn man nicht weiß, wo Bernhardsthal liegt. Das war nämlich unser Zug, aber wir haben das rechtzeitig geschnallt und ein Rauchpauserl ging sich auch noch aus.

Abfahrt 17.35 im Unterdeck und selbst zu fünft kann man eine breite Themenvielfalt erörtern. Etwa die "Bräurosl" am Münchner Oktoberfest oder die Frage "Tracht in der Stadt - reaktionärer Protest?", "wird Radicchio im Risotto matschig?", Kichererbsenaufstrich, Donna Leon, die Gefährlichkeit Neapels und ein Kurzpanorama von Peters textilen Flohmarkt-Schnäppchen der rustikalen Art. Und schließlich noch das Problem "wer steigt wo aus?". Nach längerem Hin und Her (Meidling, aber dann ist der Frankie alleine, also Südbahnhof, aber was macht der Peter dort) einigten wir uns auf Wien Mitte, weil Peter und Frankie dann noch durch die Stadt gehen können. Rucksack mit angeschnallten Wanderstöcken macht sich in der City sehr gut; fast schon wie ein Dirndl mit Loden-Wetterfleck. Ankunft 18.27. Alles Gute und bis zum nächsten Mal. Frisch war's (gut für die Durchblutung), feucht war's (gut für die Haut) und schön war's auch (gut für's Gemüt).

Rainer


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