Männer auf Touren

 
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Sonntag 1. Juli 2012

KAISERBRUNN – NATURFREUNDEHAUS KNOFELEBEN
und irgendwie hinunter


  Schon allein ein Titel ist schwierig zu finden. Die von Frankie liebevoll in XL, L/M und S aufgeteilten Möglichkeiten hielten der Realität nicht stand. Es kam irgendwie anders. Und so biedere Gemüter wie unsereins waren auch nicht darauf gefasst, dass bei den herrschenden Temperaturen (32° in Reichenau) 19 Männer dem Ruf der Berge folgen würden:

Alfred, Christoph, Frankie, Friedrich, Gerd, Gert, Igo, Martin, Michael, Michael, Peter, Rainer, Roland, Ronny, Thomas und Tony waren schon ab Wien im Zug. Noch ein Thomas stieg in Wiener Neustadt zu und in Kaiserbrunn warteten Anton und Jörg.

Der Zug nach Wr. Neustadt hatte schon ab Wien 10 Minuten Verspätung auf dem Buckel. Zum Glück für Alfred, denn er hätte ihn sonst nicht erreicht! Dank Intervention des Schaffners wartete auch der Anschluss nach Payerbach und wir rollten mit 15 Minuten Verspätung dort ein. Der Bus war noch da und häufte noch weitere Verzögerung an, denn bis alle ihre Karten hatten, dauerte es nochmals 10 Minuten. Wir waren ja nicht die einzigen! Aber um 9:09 zwängten wir uns in Kaiserbrunn aus dem vollen Bus. Nur 10 Minuten später als geplant.

Der Abmarsch erfolgte sofort, und nach wenigen Minuten und längerer Diskussion teilte sich die Gruppe in die Durchromantischeschluchtenfraktion mit Arbeitsnamen XL (Alfred, Anton, Christoph, Frankie, Gerd, Gert, Igo, Jörg, Martin, Michael, Roland, Ronny und Tony) und die Aufmarkiertenwegenundsteigenweicheier, vorerst M (die restlichen 6: Friedrich, Michael, Peter, Rainer, Thomas und Thomas). Familie XL passierte ein Eisentor und zog in den Krummbachgraben.

Die Moderaten stiegen gleich einen kleinen Steig bergauf. Vielen war der Weg ja schon von 2009 bekannt, aber doch irgendwie anders. Zwei entgegenkommende Kampfwanderinnen mit scharfer Zunge meinten, es wäre ein Geröllfeld zu überqueren und bei dem Tempo in 2 ½ Stunden zu schaffen. Außerdem hegten sie Zweifel, ob Thomas mit seinen Schuhen überhaupt die Knofeleben sehen würde. Dies war eine Frechheit (Schuhe) und lächerlich (Geröllfeld). Fortan wurde nach Geröllfeldern Ausschau gehalten und mit „das haben sie vermutlich gemeint“ quittiert. Nein, hatten sie nicht, denn es kam tatsächlich eine Stelle, die so etwas von anders war als vor 3 Jahren. Von der üppigen Seilsicherung fehlte ein Segment, der Boden war voll kleiner, spitzer Steine und steil. Zweifellos der mühsamste Teil dieses Aufstiegs, weshalb Peter und Rainer begannen, einen Abstieg durch die Eng anzudenken.

Knapp 100-150 Meter unter dem Ziel dann endlich eine flachere Forststraße. Die wurde voll ausgegangen. Nicht aus Bequemlichkeit, aber die Abzweigung des kürzeren Steiges schrie nicht laut genug! Somit war die Verirrung auch abgehakt. Aber um 12:30 waren alle sechs in der Hütte. Der Begriff trügt etwas. Beim ersten Anblick wirkt das „Naturfreundehaus Knofeleben“ eher wie ein Raumfahrtzentrum. Viel Glas und Aluminium und man kann darüber streiten, aber ewig altes nachzubauen wird den Erfordernissen auch nicht gerecht. Die Terrasse war in der prallen Sonne und die Schirme konnten die Tische nicht genügend abdecken. Drinnen war es etwas kühler und bei der Innenausstattung wurde zweifellos an guten Einfällen nicht gespart. Allein die Idee, die schwarze Decke mit Lamellen aus unbehandelten Brettern mitsamt der Rinde zu kaschieren, verdient etwas Beifall. Keine Sessel mit Herzerllehnen und keine klobigen Tische. Hell, freundlich und trotzdem gemütlich! Viel helles Holz wurde verwendet. Belohnt wurden die Mler mit Feuerwehrauffahrt in großem Stil und einer Hubschrauberlandung. Es ging das Gerücht, die Hütte am Krummbachstein würde brennen. Das stimmte aber zum Glück nicht.

Großfamilie XL versuchte zunächst, ob es eine Möglichkeit gab, das Eisentor zu öffnen, und wählte dann doch den Nebeneingang durch ein Loch im Zaun. Die Forststraße hinter dem Tor folgte dem trockenen Bachbett mit zwei Überquerungen und einer Kehre, um dann in einer Wiese zu enden. Von nun an ging es weglos am Bachbett entlang nach Norden in eine Schlucht hinein. Der Aufstieg war aber weniger wild als erwartet, denn teilweise waren Wegspuren erkennbar und jemand hatte freundlicherweise die Idealroute mit blauen Farbpunkten an Steinen und Bäumen markiert. Außer den Männern auf Touren war noch ein Solo-Wanderer in der Schlucht unterwegs, der zunächst voranging, beim Kartenstudium überholt wurde und dann seinerseits überholte. Bei dieser Gelegenheit wurde er als Fotograf für ein Gruppenfoto rekrutiert - das Foto ist leider unscharf geworden.

Wildromantisch war der Aufstieg durch den Krummbachgraben allemal. Über Stock und Stein, aber ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Im mittleren Abschnitt begann das Bachbett Wasser zu führen, es plätscherte in kleinen Wasserfällen herunter und sammelte sich in Becken. Links und rechts ragten steile Felswände empor. Großteils war der Weg daher beschattet, was in Anbetracht der Temperaturen als wohltuend empfunden wurde. Ein skelettierter Gämsenkadaver am Weg fällt wohl auch in die Kategorie wildromantisch.

Weiter oben bog der Graben nach Osten ab und führe in ein mit allen möglichen Pflanzen bewachsenes, schotteriges Hochtal. Die Botaniker in der Gruppe konnten sich hier bei der Pflanzenbestimmung austoben. Für die Nicht-Botaniker roch es jedenfalls gut und sah hübsch aus. Kreuz- und Höllenottern fühlten sich in diesem Gelände auch sehr wohl, wichen der herantrampelnden Männerschar aber immer noch rechtzeitig aus. Bei einer kurzen Rast wurde auch eine lebende Gämse gesichtet.

Gerastet wurde immer genau so lange, um Nachzügler aufschließen zu lassen und ihnen keine Rast zu gönnen. Eigentlich war eine Mittagspause geplant, aber als es dann Mittag wurde, boten sich keine geeigneten Rastplätze an. Der als Trampelpfad gut erkennbare Weg führte links oberhalb des Grabens durch Wald, weiter in eine krautbewachsene Rinne und dann war auch schon die Einmündung des Wassersteigs erreicht. Am Krummbachsattel waren hinter einem Weidezaun schöne braungescheckte Rinder zu bewundern, idealer Rastplatz war das aber auch keiner. Daher wurde die Jause auf den Krummbachstein verschoben, der etwa um 12:30 erreicht war. Dort drapierten sich die Männer in hübsche Bergwiesen mit stacheligen Gräsern oder kauerten untern den wenigen, knapp bemessenen Schattenplätzen. Bergwanderjausen können phantasievoll sein, denn neben dem Üblichen wurden auch Griechischer Salat und Marillenknödel ausgepackt. Der Ausblick auf den Hochschneeberg war imposant, aber bereits die Rax war im Dunst der unglaublichen Luftfeuchtigkeit, die selbst die Steine zum Schwitzen brachte, nur mehr verschwommen zu sehen.

Entgegenkommende Wanderer, die vor dem Schibl-Steig warnten, bewogen einen Teil der Gruppe, die östliche Umgehung zu wählen. Die Warnung war unnötig, denn der Steig war eigentlich sehr schön zu gehen. Um 13:30 nahmen schließlich Christoph, Igo, Roland und Tony die letzte Kurve vor der Hütte, fünf Minuten später auch Alfred, Anton, Frankie, Gerd, Gert, Jörg, Martin, Michael und Ronny.

Essen und Trinken für alle. Das Kulinarium bot zwar ausgefallene Gerichte, die aber sooo originell auch wieder nicht waren. Vor allem die gebratenen Mangold-Schafkäse-Knödel enttäuschten etwas. Die Knödel waren zwar gut, aber von Mangold nix zu spüren. Da hatten wir eher an etwas Lockereres als aufgemotzte Semmelknödel in Scheiben gedacht.

Die Originalität war auch auf den Häusln gegenwärtig. An der Ecke zur Damentoilette die Hälfte eines stilisierten Dirndls auf der Wand und bei den Herren eine halbe Lederhose. Da man aber seitlich in die Sanitärzelle kommt, sieht man das nicht, weshalb auf den Türen extra Kartons mit der Aufschrift DAMEN und HERREN prangen.

Peter begann seine und Rainers Abstiegsvariante zu erläutern und es schlossen sich auch Alfred, Gerd, Michael, Roland, Thomas, Thomas und Tony an. Somit stand es bei Abmarsch um 14:45 10:9. Die Einteilung in XL, L/M und S wurde ohne Trauer zu Grabe getragen.

Der Abstieg durch den Promiskagraben und die Eng muss nicht weiter beschrieben werden. Er war nicht anders als 2009. Nur war das Wetter damals trüber und kühler. Je mehr sich die neun dem unteren Ende der Eng näherten, desto heißer wurde es. Knapp vor 17:30 schließlich machten sie Helga im Bahnhofsbüffet Payerbach ihre Aufwartung und kühlten sich zumindest innerlich ab.

Die Zehnergruppe nahm den Aufstiegsweg der Moderaten in die Gegenrichtung in Angriff. Sehr bequem ging es eine Forststraße entlang und so wie es der anderen Gruppe im Aufstieg passiert war, wurde der Steig verpasst. Obwohl die Straße mit schöner Aussicht und angenehmem Gefälle keinen Grund zur Beanstandung bot, bereitete das gänzliche Fehlen von Markierungen zunehmend Sorge, Forststraßen enden nämlich gelegentlich im Nirgendwo. Der Vorschlag, in dem Fall "einfach irgendwie abzusteigen" wurde mit dem Einwand quittiert, das habe sich die Gämse im Krummbachgraben wohl auch gedacht. Zur großen Erleichterung wurde dann aber die untere Steigeinmündung gesichtet und es gab auch wieder Markierungen.

Wie die Aufsteigergruppe schon berichtet hatte, war der Steig nicht ohne Tücken. Der Schotter am Weg sorgte für erheblichen Rutschfaktor und im Geröllfeld bestand auch etwas Steinschlaggefahr. Einmal losgetretene Steine lösten Kaskaden von kleinen Schotterlawinen aus, die man ewig lang nach unten kollern hörte. Einige Hinsetzer und Beinahe-Stürze verliefen glimpflich und um 16:35 erreichte die Gruppe den Talgrund. Theoretisch wäre sogar der Bus um 16:48 erreichbar gewesen, aber nachdem die Temperatur mit jedem Höhenmeter nach unten gestiegen war, strebten alle der Schwarza zur Abkühlung zu. Um den Wasserleitungsweg nach Hirschwang zu absolvieren und dort den Bus um 17:55 zu erreichen, war die Zeit indes zu knapp. Der Kompromiss lautete, eine Badestelle in der Nähe von Kaiserbrunn zu suchen. Die erste in der Nähe des Campingplatzes schied aus Geruchsgründen aus, die zweite wurde akzeptiert und der Gay Beach Höllental eröffnet. Bei der mehr als erfrischenden Wassertemperatur wagten nur vier von zehn ein Vollbad, der Rest begnügte sich mit Teilkühlung und Bespritzungen. Um 17:30 Aufbruch Richtung Bus bzw. Auto.

Um 18:15 in Payerbach waren die Bahnfahrer wieder alle glücklich vereint und bereit für die Abfahrt um 18:24.


Eine Aussage über das Ausmaß der körperlichen Anstrengung erfordert statistisches Feingefühl:

Kaiserbrunn–Krummbachgraben–Krummbachstein-Knofeleben–markierter Weg-Kaiserbrunn: 5h, 1081m hinauf und auch hinunter

Kaiserbrunn–markierter Weg–Knofeleben–Eng–Payerbach: 5h 15min; ca. 750m hinauf (die Forststraße liegt zum Teil höher als die Knofeleben und niemandes Leistung soll hier geschmälert werden) bzw. 765m hinunter

Kaiserbrunn-markierter Weg-Knofeleben-markierter Weg-Kaiserbrunn: 4h15‘, ca. 750m hinauf und hinunter

Kaiserbrunn-Krummbachgraben-Knofeleben-Eng-Payerbach: 6h, ca. 1081m bergauf und 1115m bergab


Michaels keckes Hütchen war übrigens geborgt und seine schönen Bergschuhe hatte er nach langem Suchen bei Schwanda in der Bäckerstraße gefunden. Das soll keine Werbung sein, aber Wissen ist Macht:

„ja der Schwanda ist gegenüber vom Figlmüller“ – „na so gut wie ich kocht eh niemand“ – Österreichische Dialekte mit Schwerpunkt lokaler Sprachfärbung in O.Ö. und N.Ö. – „wenn du um 9 bei Ikea bist, kannst die Lieferung schon am Nachmittag haben“ – Alfred und Thomas hatten übrigens keine Fahrkarten, was zu langatmiger Tarifmathematik führte – Peters Schuldgefühle gegenüber Gerd, weil dieser im Advent in Mödling verloren ging – der Semmeringtunnel, die Umstellung auf Rechtsverkehr und Eisenbahnbau weltweit – „na wer regiert dieses Land? Die Bilderberger!“ http://de.metapedia.org/wiki/Die_Bilderberger - „Ja! Tosca „dies Bildnis…“ „nein das ist es nicht, das ist mir zu heiß“ – „der Säufer und der Hurenbock, die frieren im dicksten Winterrock“ – „im nächsten Leben werd ich Sekretär“ – „wieso hast du zwei verschiedene Stöcke“ „weil die jeweils zweiten der beiden Paare kaputt sind“ – „in den 30er Jahren gab es übrigens in Lima und Wien weltweit die meisten Stricher“ - „meine Stöcke sind was ganz besonderes: das war eine Special-edition, es gab von jedem Modell nur einen“ - „es soll hageln! Die Tomaten sind schon zugedeckt!“ „die Paradeiser nicht?“ – „hoffentlich steigt er bald aus, damit wir ihn ordentlich ausrichten können“ – „ich brauch einen Hund um Aufriss zu machen“ „eine Marktlücke; es sollte Aufrisshunde zu mieten geben!“ - Schottlandwanderung, die Highlands und der Chocolatier zum Niederknien- etc.……

Neue Hütten regen natürlich die Kreativtität an. Also gibt es um das Naturfreundehaus Knofeleben künstlerische Objekte. Vor der Hütte, neben den Wegen und überall dort, wo sie scheinbar hingehören. Die letzten Sujets finden sich knapp vor dem Einstieg in den Promiskagraben: blassblaue Plastiksackerln, dekorativ um Ästchehn drapiert! Die Diskussion ist eröffnet!


Weitere Tourenberichte und Bilder können über die Chronik aufgerufen werden.

 

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